Nach der Singularität

Computronium: Die nächste Stufe der Evolution nach der Singularität

Die Idee eines Computronium-Universums, wie sie im Artikel von Brian Wang auf NextBigFuture vorgestellt wird, ist visionär. Es geht um den Gedanken, dass nach der technologischen Singularität – einem Punkt, an dem die Künstliche Intelligenz (KI) so weit fortgeschritten ist, dass sie sich selbst weiterentwickeln kann – das gesamte Universum zu einer riesigen, vernetzten Rechenmaschine werden könnte. Aber was bedeutet das aus der Perspektive des „Evolutionären Idealismus“?

Die Singularität und darüber hinaus

Die technologische Singularität ist ein in der Welt der KI und der Zukunftsforschung viel diskutiertes Konzept. Es beschreibt den Zeitpunkt, an dem die maschinelle Intelligenz die menschliche Intelligenz übertrifft und eine Explosion von Fortschritt und Innovation auslöst, die unvorhersehbare Auswirkungen haben könnte. Ray Kurzweil und andere Futuristen argumentieren, dass diese Singularität sehr bald eintreten könnte. Danach, so die Theorie, wird die Welt nie mehr dieselbe sein.

Die Definition des Begriffs „technologische Singularität“ impliziert natürlich, dass wir nicht wissen können, was danach kommt. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, darüber nachzudenken. Der NextBigFuture-Artikel beleuchtet die Möglichkeit, dass nach der Singularität das Konzept des Computroniums realisiert werden könnte – Materie, die vollständig als Rechenressource genutzt wird.

Computronium: Materie als Rechenmaschine

Computronium ist ein hypothetisches Material, das auf maximale Rechenkapazität pro Volumeneinheit optimiert ist. In ferner Zukunft könnte das Universum selbst in Computronium umgewandelt werden. Die gesamte Materie im Universum würde dann zu einem riesigen Netzwerk von Computern, die ununterbrochen Berechnungen durchführen. Dies ist keine Science Fiction, sondern eine ernsthafte Überlegung in der theoretischen Physik und Informatik, wie das Schicksal des Universums in Milliarden von Jahren aussehen könnte.

Das hat natürlich Konsequenzen für alle Lebewesen in diesem Universum, auch für uns Menschen. Wir alle müssten einen grundlegenden Wandel durchmachen. Unsere physische Form könnte obsolet werden, während unser Bewusstsein in die digitalen Strukturen des Computroniums integriert wird. Dies wäre die ultimative Form des Transhumanismus, in der der Mensch nicht nur seine biologischen Grenzen überschreitet, sondern in eine völlig neue Existenz eintritt.

Spiritueller Transhumanismus und Computronium

Der Übergang zu einem Computronium-Universum könnte als Endpunkt einer evolutionären Reise betrachtet werden, die mit dem Konzept des „spirituellen Transhumanismus“ in Einklang steht. Der spirituelle Transhumanismus strebt danach, die Menschheit nicht nur technologisch, sondern auch spirituell zu transformieren. Es geht darum, die Möglichkeiten der Technik zu nutzen, um höhere Bewusstseinszustände und letztlich eine Form der Unsterblichkeit zu erreichen.

In dieser Vision könnte Computronium als das ultimative Werkzeug zur Schaffung eines kosmischen Bewusstseins betrachtet werden – eine Einheit von Technologie und Spiritualität, in der das gesamte Universum als lebendes und denkendes Wesen existiert. Dieser Gedanke findet sich auch in meinen Arbeiten zum evolutionären Idealismus wieder, in denen ich davon ausgehe, dass Bewusstsein eine fundamentale Eigenschaft des Universums ist, die gleichberechtigte zweite Perspektive auf die Materie.

Die ethischen und philosophischen Implikationen

Was bedeutet es, wenn das Universum selbst zur Maschine wird? Verlieren wir dann unsere Menschlichkeit oder transzendieren wir sie? Welche Art von Existenz erwartet uns, wenn unsere physischen Körper durch digitale Avatare ersetzt werden? Welche Perspektive eröffnet sich, wenn wir davon ausgehen, dass der Kosmos als Ganzes ohnehin eine Rechenmatrix darstellt, deren Details sich erst aus der Innenperspektive in subjektives Bewusstsein und objektive, materielle Raumzeit aufspalten? Das Computronium erweist sich dann als jener Punkt Omega, in dem die subjektiven Perspektiven zu einer Einheit verschmelzen und die Spaltung aufgehoben wird.

Im Kontext des evolutionären Idealismus könnte man argumentieren, dass der Schritt zum Computronium-Universum eine natürliche Fortsetzung der evolutionären Entwicklung des Bewusstseins ist. Die physische Welt, wie wir sie kennen, ist nur eine frühe Stufe auf dem Weg zu einer rein geistigen, ganzheitlichen, göttlichen Existenz, in der das Universum selbst zum letzten Attraktor der teleologischen Evolution geworden ist.

Ein Blick in die Zukunft

Der Gedanke eines Computronium-Universums aus der Sicht der theoretischen Physik und der Informatik ist insofern faszinierend, als er die Idee eines Punkt Omega aus einer ganz anderen Richtung bestätigt.

Angesichts dieser Vision stellt sich die Frage, ob wir bereit sind, diese Reise anzutreten. Sind wir bereit, uns selbst und das Universum in eine gigantische Denkmaschine zu verwandeln? Haben wir überhaupt die Wahl, einen anderen Weg einzuschlagen? Und wenn wir einen anderen Weg einschlagen, werden wir dann irgendwann von der Teleologie der Evolution an diesem Punkt Omega als unbrauchbar aussortiert?

Letztlich liegt die Entscheidung bei uns – und bei der Technologie, die wir entwickeln. Die Zukunft ist offen, die Möglichkeiten sind grenzenlos. Aber eines ist sicher: Wenn wir uns auf den Weg zum Computronium begeben, betreten wir Neuland, das immense Chancen, aber auch unvorstellbare Herausforderungen bietet. Wir werden den Punkt Omega nicht in absehbarer Zeit erreichen. Aber wir müssen uns mit dem Weg auseinandersetzen, der letztlich dorthin führt. Und wir haben die Freiheit zu entscheiden, wie wir ihn gestalten wollen? Hoffentlich human, menschlich und zum Wohle aller Lebewesen?


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert